guten appetit
Samstag, 21 Februar, 2009 - 23:00
antihairball / schredder / 206
21 Feb 2009 - 23:00
Antihairball (Berlin; Matthias Schrei (Schredder, and light goes beep (beep)), Andreas Meyer, Jan Schlaeger (Tolshog, Schaden, Feedbackorchester, Halb, Blinker_inc.)
Schredder (Berlin / u.a.T. T. Mai-Lihn Ex-Surrogat)
206 (Halle / Timm Voelker - Gesang, Gitarre, Texte und Florian Funke - Drums)
Nach der großartigen Show letztes Jahr kommt in ein weiterer Abend ganzer Herrlichkeit.. Punk, Indie, moderne Konzeptmusik, minimalistisch in rhythmischer Variation aber beständig im Drone. New Wave, Punkrock Noise. Mit schreienden, krächtzenden Sängern und reichhaltiger Vielfalt and Tönen, Frequenzen und Geräuschen, alles zur selben Zeit, aber in rhythmischer Ordnung.
antihairball
dreierkombination (schlagzeug, bass, gitarre) die großes talent im noisesession-gestalten bewiesen haben. 20 min großartige session, u.a. mit der sängerin von BOLZN, alexandravonbolzn. diese session wurde weitgehend von jan schläger, dem schlagzeuger gestaltet. antihairball sind außerdem im ausland auch schon zusammen mit don vito aufgetreten. myspace.com/antihairball
schredder
überraschend umwerfende show letztes jahr im ausland. sound wie nach statischer aufladung, konstant elektrisch ! dazu texte auf deutsch. bei schredder spielt die schlagzeugerin einer ehemaligen berliner band namens SURROGAT, die es zumindest mal bis zur mtv biographie gebracht haben : http://www.mtv.de/music/38083/bio. myspace.com/schredquarters
206
punkband aus halle, scheinbar gar nicht so unbekannt in punkkreisen, die band ist von den anderen beiden bands mitgebracht worden. wiederrum text auf deutsch. gitarre/schlagzeug besetzung. myspace.com/zweihundertsechs
BANDINFO
„Immer schneller immer schneller Richtung Abgrund“
Manchmal, sehr selten, hat man das Gefühl, sein ganzes Leben auf eine Art Musik gewartet zu haben – und dann ist sie plötzlich da und lässt einen atemlos im Möbel hängen oder im Raum stehen, oder wo man gerade ist. So verhält sich das mit der Musik von 206. Man fühlt sich aufgewühlt, beschenkt und verstanden und will dieses Gefühl teilen – deswegen dieser Text, vor dessen Lektüre man die Musik von 206 hören sollte, die alles erklärt, weswegen man sich dann die Lektüre dieses Textes sparen kann.
„Für wie lange hält die Batterie der Dummheit meine Wut zurück? / Ich glaub’ ich bin borniert / Ich hab noch nichts kapiert“
Na gut. Hier die harten Fakten: 206 kommen aus Halle an der Saale und sind Timm Voelker (Gesang, Gitarre, Texte), Leif Ziemann (Bass) und Florian Funke (Drums). 2008 gegründet, benannt nach der Summe des Körpergewichts der drei Bandmitglieder. Noch kein Plattenvertrag unterschrieben, obwohl Angebote vorliegen, aber sie wollen warten, Lieder schreiben, spielen. Allein 20 Konzerte im Herbst 2008, als Support für Bands wie Turbostaat, Kommando Sonne-Nmilch, Abwärts, The (International) Noise Conspiracy und Lichter und allein. Es geht schließlich, wie sich das gehört, um Alles. Notausgänge zugemauert.
Die Musik von 206 ist eine Art wütend drängender Großstadtblues – direkt, hart, rau, voller verschiedener Einflüsse. Hier drückt alles explosionsartig nach außen, als würde irgendwas aufplatzen. Kurze, bei aller Reduktion vielschichtige Songs wie Dum-Dum-Geschosse gegen die immerfort drohende Geistesgemütlichkeit und den Dreck, der uns umgibt. Der Sprengstoff sind Timm Voelkers Texte. Wie der alles anklagt, hinterfragt, mit knappen Worten aufwühlend realistische Bilder malt in Schwarz und Stufen von Grau und man immerfort nickt, weil das alles so WAHR ist. Wie das raus bricht, mit überkippender Stimme, als ob da Einer um sein Leben sänge.
„Immer so nah, so nah wie möglich an der Bar / Fühlst dich schon ganz schwach / Blutest weil du selbst an der Haut gezogen hast“
Live, auf der Bühne, sind 206 so wunderbar verstörend, wie es die besten Bands schon immer gewesen sind. Manchmal stehen sie stoisch im Nebel im Klanggewitter, ein andermal kriecht Völker zuckend über Kabel, beim nächsten Mal platzt vielleicht sein Kopf. Das Publikum, immer: wie paralysiert. Darauf muss man ja auch erst mal klar kommen. So unironisch und brutal offen, wie das hier alles ist. Und Voelkers Anklage geht nie immer nur an die böse große Welt, sondern immer auch an den, der vor ihm steht und zuallererst an ihn selbst. Unbesiegbarkeit durch Selbstzerstörung. Niemand, der davon unbeeindruckt bliebe. Und genau das brauchen wir gegen den Rückzug in die innere Zufriedenheit, gegen die Abkehr von der fiesen Außenwelt. Wenn wir Glück haben, sind sie die ersten einer neuen Art.