Donnerstag, 29 März, 2012 - 21:00
schleusen#26-Verdinglichungskritik bei T.W. Adorno
Theodor W. Adorno: Eine Physiognomik des verdinglichten Lebens.
Vortrag von Francesca Caligiuri.
Kann heute noch von Verdinglichung die Rede sein? Verdinglichung im Sinne von Lukács´ Auffassung eines „Charakters der Dinghaftigkeit“ schien lange Zeit nur eine anachronistische Metapher zu bezeichnen. Haben die gegenwärtigen Forderungen nach Flexibilität, Kreativität und Mobilität eine solche „gespenstige Gegenständlichkeit“ wirklich exorziert?
Eine Auffassung des verdinglichten Lebens, die sich heute noch als erstaunlich aktuell erweist, ist die Auffassung Adornos. Seine gesamte Philosophie kreist um diese fundamentale Kategorie, die die zentrale Aufgabe Kritischer Theorie kennzeichnet, nämlich „die Verdinglichung des Lebendigen an ihrem immanenten Widerspruch zu demonstrieren“. Wer nun aber dem verdinglichten Leben bei Adorno genauer nachspürt, stößt schnell auf die Schwierigkeit, dass sich hier der Umriss des Verdinglichungsparadigmas genau in seinem traditionellen Sinn - als verfehlte Lebensform unter den Bedingungen der kapitalistischen Gesellschaft - zu verflüchtigen droht.
Nach einer Analyse exemplarischer Modelle aus den Minima Moralia wird Francesca Caligiuri in ihrem Vortrag zeigen, wie eine Interpretation des verdinglichten Lebens bei Adorno aussehen könnte, die – wenn auch nicht nach dem Muster einer analytisch detaillierten Deutungstheorie – eine kritische und heute noch anschlussfähige Physiognomik dessen zu leisten vermag.
Francesca Caligiuri hat Philosophie in Siena und an der Humboldt Universität Berlin studiert. Ihre Promotion bemüht sich um eine Aktualisierung der Verdinglichungskritik.
Geöffnet ab 20 Uhr / Beginn des Vortrags um 21 Uhr.